Literatur ist nicht nur das, was sich primär an literarisch interessierte Erwachsene richtet. Im Bereich der Jugendliteratur erscheinen jedes Jahr viele literarische Texte, welche auch Erwachsene begeistern. Ein literaturwissenschaftlicher Austausch darüber findet nur selten statt. Dabei stehen literarisch anspruchsvolle Texte für Jugendliche sind in einem Spannungsfeld. Einerseits sollen sie für eine besondere Zielgruppe leicht zugänglich sein, andererseits sollen sie einen kulturellen und damit auch literarischen Mehrwert bieten. In die Germanistik werden Texte von renommierten Jugendbuch-Autorinnen wie Nikola Huppertz und Cornelia Funke noch kaum untersucht. Zeit, über den Tellerrand des literarischen Kanons literarischer Texte zu schauen!
In dieser Lesegruppe diskutieren wir Texte von deutschsprachigen Autor:innen, welche für den deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert waren oder diesen gewonnen haben. Es sind Texte für verschiedene Altersgruppen und zu verschiedenen Themen. Gemeinsam versuchen wir die Besonderheiten der Textsorte «Kinder- und Jugendliteratur» einzugrenzen und unser implizites Literaturverständnis zu erkunden. Ergänzen lesen wir Sekundärliteratur zum Thema des Literaturbegriffs und zu Kinder- und Jugendliteratur
Die aufgeführten Primärtexte sind Vorschläge. Wenn der Wunsch nach anderen Texten, beispielsweise einem Bilderbuch, einer Graphic Novel oder nach Texten für Kinder unter 10 Jahren, besteht, können diese in Absprache mit der ganzen Gruppe gerne einbezogen werden.
Bücher (Vorschläge):
- Huppertz, Nikola & Jung, Barbara (2021). Schön wie die Acht. Tulipan Verlag.
Malte liebt Zahlen und trainiert fleißig für die Mathe-Olympiade, bei derer unbedingt gewinnen will. Als einziger seiner Schule hat er sich für die Landesrunde qualifiziert. Doch zu Hause bricht das Chaos aus, als seine 16-jährige Halbschwester Josefine für vier Wochen bei ihnen einzieht. Sie eckt überall an, schwänzt die Schule und macht Malte das Leben schwer – wie soll er so vernünftig lernen? Zu allem Überfluss taucht auch noch Lale in seiner Mathe-AG auf. Sie ist nicht nur eine ernstzunehmende Konkurrentin, sondern auch noch »schön wie die Acht« und bringt ihn völlig durcheinander. Als ihm alles zu viel wird und er die Olympiade hinschmeißen will, rückt ihm ausgerechnet Josefine den Kopf wieder gerade
- Orlovský, Sarah Michaela (2021). Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt. Tyrolia-Verlag.
Zwei Schwestern: Einst ein eingespieltes Team mit gemeinsamen Erlebnissen und Ideen, mit geteilten Geheimnissen und Wünschen. Bis etwas sie auseinandertreibt. Denn jetzt trennt sie die geschlossene Kinderzimmertür. Die große ist drinnen, die kleine draußen. Dazwischen ein Sehnen, eine Suche – nach Perfektion, Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung: Magersucht.
- Steinkellner, Elisabeth & Gusella, Anna (2020). Papierklavier. Beltz & Gelberg.
Maia, 16, pendelt zwischen Schule, Teilzeitjob und ihrer Rolle als Ersatzmutter für ihre jüngeren Schwestern. Als eines von drei Kindern, jedes von einem anderen Vater, wird sie schon mal schief angesehen, lässt sich aber keineswegs unterbuttern. Schnoddrig, selbstbewusst und mit zwei besten Freundinnen an ihrer Seite geht sie durchs Leben, kämpft manchmal gegen ihre eigenen Kilos, meist aber gegen zu starre Schönheitsnormen. Sie steht zu sich und hält zu ihren Freundinnen – komme, was da wolle. Und trotz vieler Verpflichtungen und mancher Niederlagen erobert sie sich mutig ein Stück vom Glück. Ihre Gefühle schreibt sie hier nieder, mit Bildern, die da einspringen, wo Maia keine Worte findet.
- de Velasco, Stefanie (2019). Kein Teil der Welt. Kiepenheuer & Witsch.
Vom Aufwachsen in der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas.
Ein ostdeutsches Dorf kurz nach der Wende. Die junge Esther wurde über Nacht aus ihrem bisherigen Leben gerissen, um hier, am anderen Ende der Republik, in der alten Heimat ihres Vaters, mit der Gemeinschaft einen neuen Königreichssaal zu bauen. Während die Eltern als Sonderpioniere der Wachtturmgesellschaft von Haus zu Haus ziehen, um im vom Mauerfall geprägten Osten zu missionieren, vermisst Esther ihre Freundin Sulamith schmerzlich.
Mit Sulamith hat sie seit der Kindheit in der Siedlung am Rhein alles geteilt: die Fresspakete bei den Sommerkongressen, die Predigtdienstschule, erste große Gefühle und Geheimnisse. Doch Sulamith zweifelt zunehmend an dem Glaubenssystem, in dem die beiden Freundinnen aufgewachsen sind, was in den Tagen vor Esthers Umzug zu verhängnisvollen Entwicklungen führt. Während Esther noch herauszufinden versucht, was mit Sulamith geschehen ist, stößt sie auf einen Teil ihrer Familiengeschichte, der bislang stets vor ihr geheim gehalten wurde.
Organisation: Christina Gut
Coordination: Stefano Aloise
Administration: Michelle Hug
Treffen: 6-8 Treffen
Sprache: Deutsch
Treffpunkt: Basel oder Zürich
Zielgruppe: Literaturaffine Studierende aller Fachrichtungen