Museen bewahren das kulturelle Erbe und künstlerische Schaffen und machen dieses einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Doch welche Herkunftsgeschichten stecken hinter den ausgestellten Kulturgütern und Kunstwerken? Und was bedeutet das für unseren Umgang mit diesen?
In diesem zweitägigen Seminar setzten wir uns aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Provenienz von Kunstwerken und Kulturgütern und deren Erforschung auseinander.
Dabei besuchen wir drei verschiedene Sammlungen: Das Museum Rietberg sowie die Sammlung Emil Bührle im neueröffneten Erweiterungsbau des Kunsthauses in Zürich und das Kunstmuseum in St. Gallen. Die Provenienzforscher*innen Esther Tisa Francini, Joachim Sieber, Samuel Reller und Laura Studer geben uns Einblicke in die Geschichte der Sammlungen und Objekte und stellen uns ihre aktuellen Forschungsprojekte vor. Neben dem Nachvollzug der regelrechten Detektivarbeit rund um die verworrenen und undurchsichtigen Besitzwechsel wird es auch um die Frage gehen, wie Museen die Provenienz ihrer Objekte selbst thematisieren und so im Falle der aussereuropäischen Kunst über die Sammlungsgeschichte in Austausch mit den Herkunftsländern treten. Mit Blick auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke wird insbesondere die Sichtbarmachung und begriffliche Differenzierung der Besitzwechsel und ihrer Umstände in den Fokus rücken.
Ergänzt werden diese exklusiven Einblicke hinter die Ausstellungskulissen durch Vorträge von Prof. Matthieu Leimgruber und Dr. Peter Mosimann. Prof. Matthieu Leimgruber zeigt am Beispiel Emil Bührles auf, wie die Entstehung seiner Sammlung im historischen Kontext seines wirtschaftlichen Aufstiegs zum Grossunternehmer und seines sozialen Aufstiegs in der Zürcher Gesellschaft zu begreifen ist (Vgl. der Forschungsbericht „Kontextualisierung Sammlung Bührle“). Dies erlaubt uns, die Ergebnisse der eigentlichen Provenienzforschung beispielhaft in einen umfassenderen historischen Zusammenhang zu stellen. Dr. Peter Mosimann führt uns ein in die Schweizer Rechtspraxis im Umgang mit zweifelhaften Provenienzen und den entsprechenden Restitutionsforderungen (Vgl. auch die „Washington Principles“ von 1998). Wir lernen die einzelnen in der Schweiz vertretenen Rechtsauffassungen kennen, die sich mit unterschiedlicher Gewichtung zu den moralisch-rechtlichen Grundfragen nach der Legitimität von Besitzansprüchen und intergenerationellen Wiedergutmachungspflichten positionieren.
Zeitplan: Freitag, 19.11.2021, 13:00 Uhr – Samstag, 20.11.2021, 15:00 Uhr
Location:
Freitag: Museum Rietberg sowie Kunsthaus, Zürich
Samstag: Kunstmuseum, St. Gallen
Referent*innen:
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- Esther Tisa Francini, Leiterin des Schriftenarchivs und der Provenienzforschung Museum Rietberg, Zürich, und Co-Leiterin der „Benin Initiative Schweiz“
- Matthieu Leimgruber, Leiter Forschungsbericht „Kontextualisierung Sammlung Bührle“, Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich
- Joachim Sieber, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Provenienzforschung Kunsthaus Zürich (vgl. auch Sammlung Emil Bührle)
- Samuel Reller und Laura Studer Wissenschaftliche Mitarbeiter Provenienzforschung Kunstmuseum St. Gallen
- Peter Mosimann, Experte für Kunstrecht, Gründungspartner und Konsulent von Wenger Plattner
Koordination: Dario Mattle und Dr. Silvan Moser
Administration: Nathalie Ellington
Anzahl TN: max. 25
Arbeitssprache: Deutsch (Prof. Leimgruber wird seinen Vortrag auf Französisch halten)
Zielpublikum: Geförderte der Schweizerischen Studienstiftung
Besondere Angaben: Die Teilnahme am Abendessen in Zürich ist Teil der Veranstaltung und wird vorausgesetzt. Gerne reservieren wir für Sie eine Übernachtungsmöglichkeit im Hotel Marta in Zürich. Bitte geben Sie uns bei der Anmeldung an, ob Sie eine solche Reservation wünschen oder selbst über eine Übernachtungsmöglichkeit in Zürich verfügen.