Samstag, 1. September, 2018 (Anreisetag) bis Samstag, 8. September, 2018 (Abreisetag)
Fundamentale physikalische Gesetze – im Gegensatz zu phänomenologischen Gesetzen, die sich aus den fundamentalen physikalischen Gesetzen ergeben – gelten für das Universum als Ganzes und sind in der Regel deterministische Gesetze. In Idealisierungen gelten diese Gesetze auch für genügend isolierte Teilsysteme des Universums. Determinismus bedeutet: Gegeben den Zustand des Universums oder des isolierten Teilsystems zu einer beliebigen Zeit, ist durch die Gesetze die zeitliche Entwicklung in die Zukunft wie auch in die Vergangenheit vollständig festgelegt. Dennoch sind Wahrscheinlichkeiten in den Naturwissenschaften unabdingbar: Bis auf wenige Ausnahmen betreffen alle experimentellen Vorhersagen statistische Aussagen über relative Häufigkeiten. Die Akademie geht zunächst der Verbindung zwischen fundamentalen deterministischen Gesetzen und Wahrscheinlichkeitsaussagen in der Physik nach und diskutiert als wegweisendes Beispiel die klassische statistische Mechanik und in Grundzügen auch die Quantentheorie. Dann wenden wir uns Determinismus und Wahrscheinlichkeiten in der Biologie und insbesondere der Neurobiologie zu und schlagen die Brücke zum freien Willen. Wir werden diskutieren, wie der freie Wille eine Voraussetzung für experimentelle Naturwissenschaft ist, inwiefern deterministische Naturgesetze und objektive Wahrscheinlichkeiten mit freiem Willen in Konflikt kommen können und, insofern ein solcher Konflikt besteht, wo dessen Grund liegt – in den naturwissenschaftlichen Theorien als solchen, oder in dem philosophischen Verständnis dessen, was Naturgesetze sind.
Die Akademie soll die Teilnehmenden in die Lage versetzen, die Bedeutung von Determinismus und den Zusammenhang mit Wahrscheinlichkeiten in den Naturwissenschaften zu verstehen und sich auf dieser Grundlage ein Urteil darüber zu bilden, welche Bedeutung die betreffenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse haben und wo ihre Grenzen für das geisteswissenschaftliche Selbstverständnis des Menschen (freier Wille) liegen. Im Hinblick auf die sogenannte vierte industrielle Revolution, in der man hofft, Menschen im Arbeitsprozess zunehmend durch intelligente Roboter ersetzen zu können, ist die kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen Bewusstsein, freier Wille und Kreativität erforderlich.
Arbeitssprache: Deutsch (bei Bedarf Zusammenfassung auf Englisch und Französisch durch die Dozenten; Diskussionsbeiträge der Studierenden können in Englisch oder Französisch formuliert werden.)
Leitung: Prof. Dr. Detlef Dürr, Mathematik, LMU München und Prof. Dr. Michael Esfeld, Philosophie, Uni Lausanne, Gastdozent aus dem Bereich Biologie / Neurowissenschaften
Teilnehmende: Studierende aller Fächer. Sowohl Geförderte der Schweizerischen Studienstiftung als auch weitere Studierende der Schweizer Hoch- und Fachhochschulen sind eingeladen, an den Sommerakademien teilzunehmen. Letztere werden gebeten, ihre Bewerbung bestehend aus einem Motivationsschreiben, einem Kurz-CV sowie der Angabe einer Referenzperson an info@studienstiftung.ch zu schicken.
Reader: wird den Teilnehmenden rechtzeitig zur Verfügung gestellt (passwortgeschütze Website mit Texten zum Herunterladen)
Veranstaltungsort: Centro Evangelico, Magliaso (TI)
Koordination: Dr. Sarah Beyeler
Administration: Nathalie Ellington
Allgemeine Informationen: → PDF
Die Sommerakademien in Magliaso werden durch reatch redaktionell begleitet. Redakteurinnen und Redaktoren sind Geförderten, die sich in den verschiedenen Arbeitsgruppen engagieren. Ziel der Kooperation mit reatch ist es, einen besseren Austausch der Akademien zu erreichen und einen nachhaltigen Mehrwert für Teilnehmer und Öffentlichkeit zu schaffen. Ein Journal in Form eines internen Blogs bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die anderen Akademien zu informieren und Gedanken, Ideen und Diskussionen zu teilen. Nach Abschluss der Akademien ist geplant, die Inhalte der Akademien in Form von publizierbaren Beiträgen (Berichten, Blog-Einträge etc.) festzuhalten und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Diese Sommerakademie wird mit der Unterstützung der Werner Siemens-Stiftung angeboten.