Könnten wir besser Entscheidungen treffen oder hätten wir gar eine bessere Gesellschaft, wenn uns mehr Daten zur Verfügung stünden? Würde der Zugang zu allen Daten der Welt einem „weisen König“ oder „wohlwollenden Diktator“ ermöglichen, die beste aller Welten zu gestalten? Die überraschende Antwort ist „nein“.
Diese Idee basiert auf einem Denkfehler. Der Versuch, eine Kristallkugel zu erschaffen, mit der man die Zukunft voraussehen kann, oder ein magisches Steuerinstrument, mit dem man die Zukunft prägen kann, wäre zum Scheitern verurteilt, egal wie leistungsfähig solch ein Informationssystem auch immer wäre. Nachdem wir früher zu wenige Daten hatten, um immer gute Entscheidungen zu treffen, sind wir nun zwar in einem Zeitalter angelangt, in dem wir unsere Entscheidungen evidenzbasiert treffen können. Aber dennoch gibt es eine Lücke zwischen der Komplexität unserer globalen Systeme, der Anzahl der Daten, die zur Verfügung stehen, und der Rechenleistung, um diese Daten zu verarbeiten. Diese Lücke vergrößert sich außerdem immer rascher, was Prof. Dirk Helbling mit dem Begriff der „Komplexitäts-Zeitbombe“ umschreibt.
Kämpfen wir also auf verlorenem Posten? Er glaubt, dies ist der Fall, wenn wir nicht lernen, die Komplexität für uns zu nutzen. Dies ist durchaus möglich, wenn wir uns vom Ansatz zentral und top-down-gesteuerter Systeme abwenden hin zu dezentralen, bottom-up-organisierten Systemen. Derzeit entstehen Sensornetzwerke als Grundlage für das sogenannte „Internet der Dinge“. Diese erlauben Echtzeitmessungen, welche adaptive Anpassungen ermöglichen, wie man sie für selbstregulierende Systeme benötigt. Wie dies funktioniert, wird an dieser Veranstaltung u. a. anhand von Beispielen aus der Verkehrssteuerung auf Autobahnen und in Städten aufgezeigt. Außerdem wird erklärt, weshalb die digitale Revolution mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Neuorganisation unseres Wirtschaftssystems und unserer Gesellschaft führen wird.
Ort: ETH Zürich
Zeit: Mittwoch, 6. Mai 2015, 19.00 – 20.30 mit anschliessendem Apéro
Anzahl Teilnehmer: max. 60
Leitung: Kaspar Etter
Referent: Prof. Dirk Helbling, Professor für Computational Social Science, ETH Zürich
Anmeldefrist: Montag, 27. April 2015