Indigene Völker und traditionelle Gemeinschaften besitzen oft ein tiefes Verständnis für ihre Lebensräume und deren Ökologie. Für viele Tiere und Pflanzen kennen sie zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten, z.B. als Nahrungsmittel oder Arzneimittel. Dieses über Jahrhunderte entwickelte „traditionelle Wissen“ ist für die Bewahrung und nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt von großer Bedeutung. Es ist ein kollektiver Besitz der Gemeinschaften und wird in der Regel mündlich von Generation zu Generation weitergegeben.
Wissenschaftler greifen auf traditionelles Wissen zurück um Arzneimittel oder neue Produkte zu entwickeln die aus Pflanzen gewonnen werden, und die wertvolle Anwendungen in der Kosmetik-, Lebensmittel-, oder pharmazeutischen Industrie finden. Bekannte Beispiele sind das in der Krebsbehandlung eingesetzt Taxol aus der amerikanischen Eibe, und die Nahrungsergänzungsmittel Noni und Mangostan. Diese Entdeckungen werfen auch Fragen des Zugangs zu Ressourcen, der Verdinglichung von gemeinschaftlichem Wissen und der Patentierung traditioneller Pflanzen auf.
Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992) kam es zum ersten Mal zu einer breiten Anerkennung traditionellen Wissens. Im Rahmen der Konvention über biologische Vielfalt (CBD) haben sich die Vertragsstaaten verpflichtet, traditionelles Wissen anzuerkennen. Dies ist jedoch primär ein Vertrag zwischen Staaten, der z.B. nicht notwendigerweise auf die Interessen indigener Gruppen eingeht.
Die Akademie will ein besseres Verständnis über die Potentiale und Schwierigkeiten der Verbindung von traditionellem Wissen indigener Völker und traditioneller Gemeinschaften mit moderner Wissenschaft vermitteln und leistet somit einen wichtigen Beitrag zu einem interkulturellen Wissenschaftsverständnis und Dialog.
Teilnehmende: Studierende aller Fachrichtungen.
Leitung:
Prof. Michael Heinrich, Head of Centre, Centre for Pharmacognosy and Phytotherapy, The School of Pharmacy, University of London
Prof. Thora Martina Herrmann, Director of the Canada Research Chair in Ethnoecology and Biodiversity Conservation, University of Montreal, Canada
Gäste: WIPO Vertreter (World Intellectual Property Organization), Traditional Knowledge, Genetic Resources, and Biotechnology Section de Genève; (to be confirmed.) und Andreas Lardos, dipl. bot., Centre for Pharmacognosy and Phytotherapy, The School of Pharmacy, University of London
Literatur: Vor der Akademie wird ein Reader abgegeben.