Religion hat in der europäischen Öffentlichkeit wieder eine grosse Bedeutung. Welche Relevanz hat Religion aber heute für Jugendliche der zweiten Einwanderungsgeneration? Wie leben sie Religion privat und öffentlich angesichts von Schwimmurteil und Kopftuchstreit? Können Jugendliche zugleich modern und religiös sein?
Religion ist im kulturell und religiös pluralistischen Europa ein zentrales Element der Konstruktion von Grenzen und der Aushandlung von Identität. Prozesse der Identitätskonstruktion finden in der Adoleszenz in ganz verschiedenen Handlungsfeldern wie zum Beispiel Schule, Ausbildung, Berufsleben, Familie und Freizeit statt. Religion kann in allen diesen Handlungsfeldern wichtig oder unwichtig sein, denn in der vielfältigen Moderne haben Jugendliche viele verschiedene soziale Zugehörigkeiten, die kontextabhängig sind.
Der Fokus dieser Akademie liegt auf der Bedeutung von Religion für Söhne und Töchter aus eingewanderten Familien in Deutschland und der Schweiz. Mit welchen Zuschreibungen von aussen sind solche Jugendliche konfrontiert? Alle Religionen haben bestimmte Vorstellungen von einem guten Leben, von idealen Männern und Frauen, von Liebe und Sexualität. Was bedeutet es für Jugendliche, dass nicht für alle die gleichen Regeln gelten? Aus den Medien kennen wir die zu Sensationen aufbereiteten Geschichten über „Ehrenmord“ und „Zwangsheirat“ oder die Debatten zu Schwimmurteil und Kopftuchstreit. In dieser Sommerakademie erhalten Sie die Gelegenheit, im Gespräch mit den vier Fellows der Jacobs Summer Research Group (JSRG) einen Blick in die aktuelle Forschung zum Themenkomplex „Jugend – Migration – Religion“ zu werfen. Zudem wird Friedrich Wilhelm Graf, Senior Fellow der JSRG, als Gastreferent teilnehmen. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der Migrations-, Jugend- und Religionsforschung ermöglicht neue und unerwartete Antworten auf ein aktuelles Thema.
Arbeitssprache: deutsch; Lektüre: deutsche, französische und englische Texte; Diskussionsbeiträge/Referate in französischer oder englischer Sprache sind willkommen
Leitung:
Dr. Cordula Weissköppel, Kultur- und Sozialanthropologin, Bremer Institut für Kulturforschung (bik), Universität Bremen
Dr. Merle Hummrich, Erziehungswissenschaftlerin, Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dr. Urmila Goel, Kultur- und Sozialanthropologin, Berlin
Dr. Brigit Allenbach, Sozialanthropologin, NFP 58 „Religionen in der Schweiz“, Universität Freiburg/CH
Teilnahme: Studierende aller Fachrichtungen
Literatur:
Graf, Friedrich Wilhelm. 2000. Die Wiederkehr der Götter. Religion in der modernen Kultur. München: Beck-
Lauser, Andrea & Cordula Weissköppel (Hg.). 2008. Migration und religiöse Dynamik. Ethnologische Religionsforschung im transnationalen Kontext. Bielefeld: Transcript
Mecheril, Paul (2003). Prekäre Verhältnisse. Über natio-ehtno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit, Münster: Waxmann.
Arbeitsweise:
Thematische Inputs wechseln sich ab mit der Arbeit in Arbeitsgruppen, Lektürearbeit und der Diskussion mit Gästen. Wenn möglich werden auch (Kurz)filme und Exkursionen ins Programm integriert. Erwartet wird die Bereitschaft, ein Kurzreferat zu übernehmen. Es wird ein Reader mit 10 Texten à ca. 20 Seiten zur Verfügung gestellt.
Ort: Centro evangelico Magliaso