Wir alle planen unser Leben mit Hilfe kleiner Projekte oder auch grösserer Utopien. Entscheidend für die umsetzung unserer Pläne ist das gesellschaftliche Umfeld mit seinen politischen und sozialen Strukturen. Angesichts der vielfältigen globalen Probleme unserer Lebenswelt und der zunehmenden Kritik an den bestehenden Verhältnissen drängt sich immer häufiger die Frage auf: Welche Zukunft wollen wir? Früher befragte man das Orakel, um sich hinsichtlich des Gelingens eines Vorhabens Gewissheit zu verschaffen. Heute haben vielfach Wahrsager und Horoskope diese Funktion übernommen. Aus wissenschaftlicher sicht vermag dies aber nicht zu befriedigen.
Eine kritische Analyse klassischer und zeitgenössicher Utopien soll den Einstieg in die Methodologien, Aufgaben und Grenzen einer utopisch verfahrenden Vernunft erleichtern, deren Zukunftsprojekte und ethisch-praktischen, historischen, literaturwissenschaftlichen, theologischen, soziologischen, ökonomischen, ploitisch-pragmatischen, juristischen, technologischen, ästhetischen, feministischen u.a. Gesichtspunkte zu beurteilen sind. Disese unterschiedlichen Aspekte können in kleineren Gruppen herausgearbeitet und in den Plenumsdiskussionen zu einem Gesamtkonzept zusammengetragen werden.
Leitung:
Prof. Dr. Annemaire Pieper, Philosophie, Universität Basel
Codozenten:
Dr. Urs Thurnherr, Philosophie; Philosophische Praxis, Universität Basel
Weitere Codozenten werden später bekanntgegeben.
Teilnahme:
Studierende aller Fachrichtungen nach absolviertem 6. Semester
Literatur:
Primärtexte:
* Thomas Morus: Utopia (in: Der utopische Staat, hg. v. Klaus J. Heinisch, Reinbek 1991)
* Francis Bacon: Nova Atlantis (in: Der utopische Staat, hg. v. Klaus J. Heinisch, Reinbek 1991)
* Jewgenij Samjatin: Wir, Köln 1984
* Aldous Huxley: Schöne neue Welt, Frankfurt 1981
Sekundärwerke:
* Klaus J. Heinisch: Der utopische Staat, a.a.O., S. 162 ff
* Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt a.M. 1973, bes. Kaptiel 5 und 6, S. 245-392
* Robert Spaemann: Die Utopie der Herrschaftsfreiheit, in: ders. Zur Kritik der politischen Utopie, Stuttgart 1987, S. 104-126
Insgesamt sei verwiesen auf die interdisziplinären Sammelbände “Utopieforschung”, hg. v.W. Vosskamp, 3 Bde. Frankfurt a.M. 1985
Die Kenntnis weiterter Utopien (z.B. Tommaso Campanella: der Sonnenstaat; H.G. Wells: Die Zeitmaschine: George Orwell: 1984; B.F. Skinner: Walden Two) und/oder Utopiekritiker (z.B. Karl Raimund Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde; Leszek Kolakowsky: Marxismus – Utopie und Anti-Utopie) ist erwünscht.